Was tun, wenn Kin­der über­las­tet sind?

„Stress und Überforderung sind typische Probleme unserer Gesellschaft. Was wir oft nicht bedenken: Das betrifft auch Kinder“, so Stefan Grasedieck, Leiter der Regionaldirektion Nord der KNAPPSCHAFT. Die Auslöser für Stress bei Kindern sind vielfältig und ähnlich den Stressoren Erwachsener. Persönliche Belastungen wie Streit zwischen den Eltern oder ihre Trennung oder schulische Probleme wie Überforderung und Leistungsdruck können für Stress sorgen. Soziale Konflikte bis hin zu Mobbing sind ebenfalls Stress-Auslöser. Auch ein vollgepackter Alltag – mit Kita oder Schule, Sport, Musikunterricht oder Sprachkurs – stresst Kinder ebenso wie Erwachsene.

Diese Warnzeichen deuten auf Stress beim Kind hin
Bei Kindern äußert sich Stress häufig durch körperliche Symptome wie Bauch-, Rücken- oder Kopfschmerzen, für die sich keine organische Ursache finden lässt. Hinzu kommen mitunter Appetitlosigkeit, Schlafprobleme, Antriebslosigkeit, Rückzug und Konzentrationsschwierigkeiten oder auch Aggressivität.

Wie können Eltern ihren Kindern helfen?
Wichtig ist zunächst eine stabile Bindung zwischen Eltern und Kind. Die entsteht durch gemeinsame Aktivitäten – seien es gemeinsame Essenszeiten, Ausflüge, Vorlesen oder gemeinsames Spielen. „In puncto stressiger Alltag sollten Eltern darauf achten, dass Kinder und Jugendliche nicht an jedem Tag der Woche und auch noch am Wochenende verplant sind. Drei bis vier Nachmittage in der Woche sollten frei bleiben, an denen das Kind sich selbst beschäftigen und eigene Verabredungen treffen darf. Oder sich entscheiden kann, einfach mal gar nichts zu tun“, sagt Dr. Matthias Weniger, Geschäftsführer des Instituts für Stressmedizin Rhein Ruhr (ISM) und Experte der KNAPPSCHAFT. Zudem helfen klare Strukturen, ein geregelter Tagesablauf und Rituale, um Stress zu vorzubeugen. Unterschätzt wird auch oft ausreichend Schlaf – wer genug Schlaf bekommt, ist weniger anfällig für Stress.

Hormonelle Veränderungen sorgen bei Jugendlichen für zusätzlichen Stress
Zu den bereits genannten Stressoren kommen bei Heranwachsenden körperliche und hormonelle Veränderungen hinzu, die eine Unausgeglichenheit begünstigen. Teilweise falsche Erwartungen an das eigene Körperbild haben ebenfalls einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Stresserleben Jugendlicher. Verstärkt wird das häufig noch aufgrund der intensiven Nutzung sozialer Medien, die mit ihren Bewertungsmechanismen zusätzlichen Druck aufbauen. Das macht es für Jugendliche insbesondere schwer, da ihre Persönlichkeit noch nicht gefestigt ist und sie sehr stark von den Reaktionen ihres sozialen Umfelds geprägt werden. So sind junge Menschen anfälliger für stressbedingte Probleme.

Mit dem Kind das Gespräch suchen

Dr. Matthias Weniger, Vorstand Institut für Stressmedizin rhein ruhr (ISM) BildVergroessern

Wenn Eltern das Gefühl haben, dass sich ihr Kind verändert, sich auffällig zurückzieht, dauerhaft bedrückt und traurig wirkt, verstärkt körperliche Symptome oder sogar Anzeichen für Selbstverletzungen auftreten, sollten sie das Gespräch mit ihrem Kind suchen. „Das ist oft leichter gesagt, als getan. Vor allem in der Pubertät. Aber Eltern sollten dranbleiben und auch einfach nur da sein und die Bindung zum Kind aufrechterhalten. Wichtig ist, zu signalisieren: ‚Ich bin da und höre dir zu – egal um welches Problem es geht‘ “, erklärt Dr. Matthias Weniger. Wenn Eltern die Situation nicht lösen können, ist die erste Anlaufstelle der Kinderarzt. Auch ein Gespräch mit Erziehern und Lehrern kann ein erster Schritt sein. Gemeinsam mit ihnen schauen die Eltern, ob eine Familienberatungsstelle oder eine Psychotherapeutin / ein Psychotherapeut weiterhelfen können

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