Hit­ze ist mas­si­ver Stress für den Kör­per   

Intensivere und langandauernde Hitzewellen bergen für viele Menschen Gesundheitsgefahren. Körpereigene Kühlsysteme funktionieren bei extremen Temperaturen nicht mehr gut und überfordern das Herzkreislaufsystem, berichtet Dr. Melanie Volkmer von der Knappschaft-Bahn-See.

Sonne und Wärme empfinden viele als angenehm. Doch mit extremen Temperaturen schlägt nicht nur das Thermometer weiter aus. Wohlbefinden verkehrt sich schnell ins Gegenteil. 60 Prozent der Erwachsenen fühlen sich bei Hitze unwohl und leiden etwa unter Schlafstörungen, Abgeschlagenheit oder Kreislaufproblemen.

"Hitze ist Stress für den Körper“, sagt Dr. Volkmer, Leiterin des Sozialmedizinischen Dienstes (SMD) der Knappschaft-Bahn-See in Bad Homburg. Damit die Körpertemperatur nicht deutlich über 37 Grad steigt, wird das Blut zunehmend in die Haut gepumpt. „Das sorgt für eine bessere Kühlung. Die Wärme entweicht, wir schwitzen“, erklärt die Allgemeinmedizinerin. Gesundheitliche Probleme äußern sich bei vielen in Form geschwollener Beine, eines roten Kopfes oder Atemnot. Entscheidend  für Hitzeempfinden ist auch die Luftfeuchtigkeit. Trockene Hitze ist besser ertragen, weiß die Ärztin. Das lasse sich beim Sauna-Aufguss erkennen. „Obwohl die Temperatur leicht abkühlt, fühlt es sich durch die erhöhte Luftfeuchtigkeit heißer an.“

Erstes und wichtigstes Rezept bei Hitze ist eine gesteigerte Flüssigkeitszufuhr. „Trinken sie regelmäßig und mindestens zwei Liter Wasser am Tag. Warten Sie keinesfalls, bis sich der Durst meldet“, rät die Expertin der KNAPPSCHAFT. Da der Körper durch Schwitzen Mineralstoffe ausscheidet, sollten zwischendurch durchaus auch mineralhaltige Getränke zugeführt werden. „Koffein hingegen belastet den Kreislauf. Alkohol entzieht Flüssigkeit“, mahnt Dr. Volkmer. Einen Flüssigkeits- uns Salzmangel können auch Medikamente, etwa für Herz und Nieren, auslösen. Eventuell müsse die Dosis angepasst werden.

Körperliche Belastung birgt ein zusätzliches gesundheitliches Risiko. Bei Hitze sinkt das  Blutvolumens in den Muskeln und damit der Venendruck. Das Herz muss zusätzlich pumpen, um die lebenswichtigen Organe ausreichend zu versorgen. Chronisch kranke, extrem übergewichtige oder ältere Menschen sowie Schwangere und Kinder sollten Anstrengungen bei großer Hitze meiden. Ihre Schweißdrüsen arbeiten schlechter – das kann zu Überhitzungen führen - viele Ältere drohen auszutrocknen.

KBS-Sozialmedizinerin und Knappschaftexpertin

Bei Risikopersonen kommt es schnell zu Kopfschmerzen, Schwindel oder  Krämpfen.  Steigt die Temperatur weiter, droht die Wärmeregulierung zu kollabieren. Die Gefahr von  Erbrechen,  Bewusstseinstrübung bis hin zum Hitzeschlag steigt. Volkmer: „Dann den Notruf wählen.“ Betroffene sollten sofort und ausgiebig mit Wasser versorgt werden, kühle Wickel erhalten und bei  Schockzustand in die stabile Seitenlage gebracht werden. Volkmer rät allerdings, schon bei früheren Anzeichen von Hitzebeschwerden eine Arztpraxis aufzusuchen.

Neben Organschäden sind Herzinfarkt oder Nierenversagen typische „Hitzekiller“. Im vergangenen Jahr meldete das Robert-Koch-Institut 4500 Todesfälle, bei extremen Hitzeperioden wie zuletzt 2018 sogar fast doppelt so viele. Um besser auf die Extremtemperaturen reagieren zu können, arbeitet die Bundesregierung an einem nationalen Hitzeschutzplan mit verschiedenen Warnstufen.

Fünf Hitze-Tipps der KNAPPSCHAFT

1. Nahrung: Leichte Kost und Salate statt fettiger und eiweißreicher Lebensmittel. Gut sind wasserreiche Früchte, etwa Erdbeeren oder Melonen, auch Gemüse wie Tomaten oder Zucchini. Viel und am besten Wasser trinken. Lauwarme Getränke sind besser als zu kalte, elektrolythaltige kompensieren Salz- und Mineralverluste.

2. Kleidung: Lockere, helle und atmungsaktive Garderobe trägt sich bequemer, Naturfasern wie Leinen Baumwolle kleben nicht so schnell und saugen den Schweiß auf. Ein Sonnenhut oder eine Kappe schützen Kopf und Gesicht, eine Sonnenbrille die Augen. Sonnenschutzcreme auftragen. Ätherische können Öle wie Pfefferminzöl können zusätzlich erfrischen.

3. Bewegung: Aktivitäten und Anstrengung tagsüber vermeiden -  vor allem in der Mittagshitze. Bein extremen Temperaturen droht im schlimmsten Fall ein Hitzeschlag.    Das Sportprogramm besser in die kühleren Morgen-  und Abendstunden verlegen, allerdings mit etwas Abstand zum Schlafengehen .

4. Belüftung: Räume tagsüber abdunkeln, Fenster schließen. Morgens Lüften. Eine Klimaanlage nicht zu kalt temperieren. Ein Ventilator hilft gegen den Hitzestau, direkt zugeführter Luftstrom birgt die Gefahr von Muskelverspannungen. Auch die Luftfeuchtigkeit ist wichtig - idealerweise beträgt sie im Zimmer 40 bis 60 Prozent.

5. Erfrischung: Kühles Wasser über die Handgelenke laufen lassen oder feuchtkühle Kompressionen anlegen. Eine eiskalte Dusche stresst der Körper, der sich dann wieder aufheizt. Erhitzt direkt in kaltes Wasser springen kann den Kreislauf gefährden. 

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