Da­mit das Herz nicht aus dem Takt ge­rät

Die Angaben schwanken: zwischen zwei bis drei Millionen Menschen in Deutschland leiden an  einer Herzerkrankung. Tendenz steigend. Die gute Nachricht: Durch Fortschritte in der Diagnostik und Therapie sinkt das Sterblichkeitsrisiko.

Ein gesundes Herz schlägt etwa 60 bis 70 Mal pro Minute. Beansprucht oder geschwächt gerät es leicht aus dem Takt. „Die Ursachen für Herzprobleme sind vielfältig“, berichtet Gesundheitsexpertin Dr. Melanie Volkmer von der Knappschaft-Bahn-See. „Eine Herzschwäche entwickelt sich oft schleichend“, weiß die Sozialmedizinerin. Erste Beschwerden sind vielfach Brustschmerzen, Leistungsschwächen und Atemnot. „Die Koronararterien sind  dann oft nicht mehr in der Lage, den Herzmuskel ausreichend mit sauerstoffreichem Blut zu versorgen“, erläutert Dr. Melanie Volkmer die Symptome. Im Extremfall droht ein Herzinfarkt.

Warnsignal Herzrhythmusstoerungen  HerzrhythmusstörungenBildVergroessern

Unter verengten Herzkranzgefäßen, die sich durch Ablagerungen aus Kalk und Fett bilden, leiden Männer häufiger als Frauen. Im weit fortgeschrittenen Krankheitsstadium muss ein Stent oder ein Bypass gelegt werden. „Bei älteren Patienten und Diabetikern kann die koronare Erkrankung auch völlig ohne Symptome verlaufen“, so die Expertin der Knappschaft-Bahn-See. Es gibt genetische Ursachen für koronare Herzerkrankung wie etwa einen erhöhten Cholesterinspiegel. „Zumeist ist jedoch ein ungesunder Lebenswandel der Grund“,  notiert die Medizinerin aus Bad Homburg. Risikofaktoren, auch für einen Schlaganfall, sind ungesunde Ernährung, Übergewicht, mangelnde Bewegung, Rauchen, Stress und hoher Blutdruck.  

Nach Angaben der Krankenkasse KNAPPSCHAFT war fast jeder achte Todesfall in Deutschland im Jahr 2020 auf eine koronare Herzerkrankung  zurückzuführen. Einen Infarkt erleiden laut der Deutschen Herzstiftung jedes Jahr etwa 300.000 Menschen, mehr als jeder Siebte mit tödlichen Folgen.

Die häufigste Herzrhythmusstörung ist das Vorhofflimmern. „Durch eine geschwächte Herzmuskulatur steigt die Gefahr mit zunehmendem Alter, aber auch junge Hochleistungssportler/innen können durch starke Belastungen betroffen sein“, ergänzt Dr. Melanie Volkmer. Durch unregelmäßige Schläge wird das Blut nicht im richtigen Tempo in die Herzkammern gepumpt. So bilden sich Gerinnsel, die über die Körperschlagader (Aorta) und die Halsschlagader ins Gehirn gelangen und dort kleinere Hirnadern verstopfen können. Um ein  Schlaganfallrisiko zu minimieren, erhalten gefährdete Patienten Medikamente zur Blutgerinnung.

Alle Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammen waren im Jahr 2020 für mehr als 338.000 Sterbefällen verantwortlich. Mit 34 Prozent sind sie die häufigste Todesursache in Deutschland.

KBS-Sozialmedizinerin und Knappschaftexpertin

„Am einfachsten und wirkungsvollsten lassen sich Gefäßverkalkungen und  Störungen im Herz-Kreislauf-System mit einem gesunden Lebensstill vorbeugen“, betont Dr. Melanie Volkmer. „Wichtig ist zudem, auf Vorboten zu achten und Vorsorge zu betreiben“, fügt die Medizinerin hinzu. Im Frühjahr 2020 ist die Sterblichkeit bei Herzerkrankungen nach Auswertung hessischer Krankenhausdaten gegen den Trend um 11,8 Prozent gestiegen. Grund: im Zuge der Corona-Pandemie wurden Eingriffe verschoben und  manche Patienten mieden aus Sorge vor einer Ansteckung die Krankenhäuser.  

 

Fünf Tipps von Dr. Melanie Volkmer für einen gesunden Herz-Kreislauf

1.    Regelmäßige Bewegung: Treppen laufen, Joggen, Schwimmen, Radfahren. Das Herz nicht zu belasten und schonen zu wollen, ist zumeist der falsche Ansatz. Schon täglich eine halbe Stunde spazieren gehen tut gut.

2.    Ausgewogene Ernährung: Obst, Gemüse und Vollkornprodukte auf den Speiseplan. Fisch und pflanzliche Öle enthalten viele Omega-3-Fettsäuren, die die Gefäße vor Ablagerungen schützen.

3.    Gesunde Snacks:  auch beim Naschen und Knabbern aufpassen. Nüsse können Chips ersetzen. Sie wirken sich positiv auf den Cholesterinwert aus. Dunkle   Schokolade mit hohem Anteil an Kakaobutter und Flavonoiden lässt den  Blutdruck sinken.   

4.    Stress vermeiden: Dieser kann den Bluthochdruck steigern oder vermehrt zu Antriebslosigkeit und Übergewicht führen. Zumindest im Privatbereich lässt sich Stress durch Entspannungstechniken reduzieren. Nicht alles muss perfekt sein.   

5.    Risikofaktoren beachten: Bei familiären Vorbelastungen Blutdruck und Cholesterinwerte regelmäßig untersuchen lassen. Bleibt der Blutdruck trotz Bewegung und gesunder Ernährung erhöht, kann eine medikamentöse Behandlung erforderlich sein.

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