Knapp­schaft-​Bahn-​See ist Part­ner der neu­en Son­deraus­stel­lung im Stadt-​ und Berg­bau­muse­um Frei­berg

Vom Gnadengroschen zur Rentenformel

500 Jahre Sozialvorsorge im Erzbergbau stellt das Stadt- und Bergbaumuseum im sächsischen Freiberg in den Mittelpunkt seiner aktuellen Schau.
Die Knappschaft-Bahn-See ist bei dieser Ausstellung Partner des Museums. Und das liegt nicht nur an der in Europa einmaligen Sammelbüchse der Freiberger Hüttenknappschaft, die dort zu sehen ist, sondern auch daran, dass die KBS als älteste Sozialversicherung der Welt das deutsche und europäische Sozialsystem geprägt hat wie kaum eine andere Institution. Noch bis 28. Februar 2021 ist die Sonderausstellung „Vom Gnadengroschen zur Rentenformel“ im Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg zu sehen. Die Ausstellung im Rahmen des „Sächsischen Jahres der Industriekultur“ regt zum Staunen und Nachdenken an, lädt zum Mitmachen ein und ermöglicht einen ganz neuen Blick auf das System der Sozialversorgung, seiner Geschichte und Geschichten.

„Dy knabschafft“ – eine uralte Verbrüderung

Noch bis ins Mittelalter hinein trug jeder Einzelne selbst das Risiko für Krankheit, Berufsunfähigkeit und Tod. Daran änderte auch der Silberfund 1168 nichts, der den Erzbergbau in Sachsen entfachte und zur Gründung der (Silber)Stadt Freiberg führte. Im 14. Jahrhundert schlossen sich erste erzgebirgische Bergleute zu Gemeinschaften zusammen: „dy knabschafft“. Die Freiberger Bergknappschaft gilt dabei als die Älteste. Knappschaften kümmerten sich nicht nur um bessere Arbeitsbedingungen, sondern legten auch den Grundstein zur sozialen Absicherung ihrer Mitglieder.

Von Büchsenpfennigen und Gnadengroschen

Zeugnis jenes ersten Sicherungssystems ist die Sammelbüchse der Freiberger Hüttenknappschaft von 1546 – einmalig in Europa und zentrales Leitobjekt der Museumsschau. Durch einen schmalen Schlitz im Büchsendeckel warfen die Knappschaftsmitglieder wöchentlich einen festgelegten Betrag ein. Mit den so gesammelten „Gnadengroschen“ wurden arme, alte und kranke Bergleute sowie Hinterbliebene unterstützt. Erst im 18. Jahrhundert verlor die privat initiierte Vorsorge der Bergleute ihre Bedeutung: Sachsens Kurfürste erließen staatliche Regelungen für den Bergbau, wie etwa die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Neue Sparformen wie Wertpapiere und Konten lösten die Sammelbüchse schließlich ab.

Soziale Frage – Bismarcks Antwort

Mit der Erfindung der Dampfmaschine begann der Siegeszug der Technik; Fabriken schossen wie Pilze aus dem Boden. Neu entstandene Arbeitsplätze ließen nicht nur Städte wachsen, sondern auch soziale Probleme. Reichskanzler Otto von Bismarck antwortete mit der Einführung der Kranken- und Unfallversicherung in den 1880er-Jahren. Bis heute gilt Deutschland damit als weltweiter Vorreiter staatlicher Sozialsysteme.

(K)ein Ende in Sicht

1913 stellten die Freiberger Bergleute den Abbau von Silbererz vorerst ein. Geblieben sind die Zeugnisse von 800 Jahren Bergbau. Die Grußformel „Glückauf“, die Bergparade, der Habit sind allgegenwärtig. Mit der Verleihung des Titels „Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří“ 2019 erkannte die UNESCO dieses Welterbe an. Unvergessen bleiben damit auch die Knappschaften, die mit gelebter Solidarität und Gemeinsinn zumindest im Bergbau das Fundament für ein Sozialversicherungswesen legten.

Noch Fragen?

Weitere Infos am Telefon Besucherservice unter 03731 202512 oder per E-Mail: museum@freiberg.de
Homepage: www.museum-freiberg.de
Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg
Am Dom 1
09599 Freiberg

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