Ge­schich­te der Knapp­schaft-​Bahn-​See

Von ein­zel­nen Knapp­schaf­ten zum Verbundsystem

Bild zur 750-jährige Geschichte der KBS.

Die ersten Knappschaften haben Bergleute vor mehr als 750 Jahren als soziale Absicherung für ihre Familien gegründet. In diesen Knappschaften liegen die Wurzeln der Knappschaft-Bahn-See (KBS). Die KBS ist heute einer der größten Gesundheitsverbünde in Deutschland.

Zum 750-​jäh­ri­gen Ju­bi­lä­um

"Auf brei­ten Schul­tern" -​ Die Son­deraus­stel­lung zum Ju­bi­lä­um

Die Sonderausstellung "Auf breiten Schultern - 750 Jahre Knappschaft" ist nach großem Publikumsinteresse nunmehr im November 2011 endgültig ausgelaufen.

Die Sonderausstellung zur Geschichte der Knappschaft mit über 300 teilweise äußerst selten gezeigten Artefakten aus bedeutenden Museen Europas, die von Juli 2010 bis April 2011 im Deutschen Bergbau-Museum in Bochum und von Mai bis November 2011 im Museum des Weltkulturerbes Erzbergwerk Rammelsberg in Goslar gezeigt wurde, haben rund 500.000 Besucher im Rahmen eines allgemeinen Museumsbesuches oder speziell als Sonderführung gesehen.

Leider ist die einzigartige Sonderausstellung am 6. November 2011 zu Ende gegangen. Selbstverständlich können Sie jedoch weiterhin den ausführlichen Ausstellungskatalog entweder über das Deutsche Bergbau-Museum in Bochum.

Son­der­brief­mar­ke

Die Knappschaft wurde anlässlich ihres Jubiläums mit einer Sonderbriefmarke geehrt. Die Marke erschien am 11. November 2010 mit der Postwertstufe 1,45 Euro.

Aus Anlass des 750-jährigen Jubiläums der Knappschaft hat die Deutsche Post AG in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium der Finanzen eine Sonderbriefmarke „750 Jahre Knappschaft“ herausgegeben. Der Nennwert der Sonderbriefmarke beträgt 1,45 Euro.

Die Sonderbriefmarke wurde von dem Graphik-Designer Gerhard Lienemeyer aus Offenbach gestaltet, der sich bereits mit verschiedenen Briefmarkenentwürfen einen Namen gemacht hat. Gerhard Lienemeyers Gestaltung der Sonderbriefmarke „750 Jahre Knappschaft“ basiert auf einem Fotomotiv von Chargesheimer (1924-1971) mit dem Titel „Das Frühstück“. Die Fotografie ist abgedruckt in dem von Chargesheimer 1958 bei Kiepenheuer und Witsch in Köln herausgegebenen Bildband „Im Ruhrgebiet“ mit Texten des Literaturnobelpreisträgers Heinrich Böll. Anders jedoch als im Original wurde die Fotografie für die Gestaltung der Sonderbriefmarke von Gerhard Lienemeyer in der Mitte geteilt.

In den Fotografien des Bildbandes „Im Ruhrgebiet“ zeigt Chargesheimer das Alltagsleben der einfachen Leute aus einer radikal subjektiven Perspektive ohne jede Sentimentalität. Chargesheimer bricht in diesem Bildband mit fotografischen Traditionen und vertrauten Klischees in Bezug auf die Darstellung des Ruhrgebiets, was Ende der 50er Jahre große politische und öffentliche Proteste zur Folge hatte. Zum Zeitpunkt der ersten Kohlekrise 1958 wurde Chargesheimer Bildband als wenig imagefördernd für das Ruhrgebiet empfunden. Chargesheimer zeigt in den in Zusammenarbeit mit Heinrich Böll entstandenen Bildern intensive, unmittelbare Eindrücke vom Leben der Arbeiter und Bergleute, wobei sich die Bilder durch starke hell-dunkel Kontraste und tiefe, matte Schwärzen auszeichnen. Chargesheimer gehört als Fotograf, Bildhauer, Bühnenbildner und Regisseur zu den herausragenden Künstlern seiner Generation.

Rechtlicher Hinweis zum Copyright:
Motiv: Das Frühstück Fotografie © Chargesheimer/Museum Ludwig, Köln
Grafische Gestaltung: Gerhard Lienemeyer, Offenbach am Main

Son­der­po­stäm­ter

Die einzelnen Sonderpostämter und Sonderstempel im Überblick:

  • 2. und 3. Juli 2010: Im Deutschen Bergbau-Museum Bochum war zur Eröffnung der Sonderausstellung "750 Jahre Knappschaft - auf breiten Schultern" ein Sonderpostamt eingerichtet. Dort wurde der Sonderstempel zur Eröffnung der Ausstellung ausgegeben.
  • 11. November 2010: Im Sonderpostamt der Deutschen Post im Bominhaus, Knappschaftstraße 1, 44799 Bochum wartete auf die Besucher ein besonderes Souvenir. Die an diesem Tag erstmalig ausgegebene Sonderbriefmarke
    "750 Jahre Knappschaft" erhielt hier den eigens angefertigten Sonderstempel.
  • 10. Dezember 2010: Zu Ehren der Heiligen Barbara eröffnete die Deutsche Post zum zweiten Mal ein Sonderpostamt im Deutschen Bergbau-Museum. Das Sonderpostamt stempelte auf der Sonderbriefmarke "750 Jahre Knappschaft".
  • 28. Dezember 2010: Sonderpostamt in Goslar anlässlich des Jubiläumstages, Kleines Heiliges Kreuz, Frankenberger Plan 8, 38640 Goslar. Auch hier wurde auf einer eigenen Stempelkarte die Sonderbriefmarke "750 Jahre Knappschaft" gestempelt.

Un­se­re Ge­schich­te

Ein Über­blick über 750 Jah­re Knapp­schaft

Zur Geschichte der Knappschaft-Bahn-See gehören neben der ersten Sozialfürsorge die erste Hinterbliebenenversorgung um 1300, die Gründung der Renten- und der Krankenversicherung, die Sozialversicherungspflicht und vieles mehr. Seit rund 180 Jahren hat die KBS ihre eigenen Krankenhäuser, eigene Reha-Kliniken hat sie seit mehr als 110 Jahren.

2005 sind die ehemaligen Knappschaften und die 1969 daraus hervorgegangene Bundesknappschaft in die moderne Sozialversicherungsstruktur der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See (KBS) aufgegangen.

JahreEreignisse
1260 - früheste Quelle

Ein historisches Schriftstück von 1260 mit der ersten bekannten Nennung der Knappschaft.

Die früheste Quelle über eine Bruderschaft im Bergbau liegt für die Reichsstadt Goslar aus dem Jahr 1260 vor. Die Bergleute am Rammelsberg bei Goslar hatten sich, wie dies auch bei Kaufleuten und Handwerkern jener Zeit üblich war zu einer religiösen Korporation zusammengeschlossen, die bereits sozial-karitative Aufgaben wahrnahm.

vor 1290 - erstes frühes Hospital

Ausgrabungen sprechen für ein erstes frühes Hospital für erkrankte oder verletzte Bergleute an der St. Johanniskirche im Bergdorf vor den Toren von Goslar.

1294 – UrkundeEine Urkunde bestätigt erstmals die Existenz dieses Hospitals.
um 1300 – Hinterbliebenenversorgung

Ein Gemäde, das sich auf die Hinterbliebendenversorgung bgezieht.

Die Versorgung der Hinterbliebenen war von Anfang an ein fester Bestandteil der Sozialfürsorge der Knappschaften. Im Vergleich zur übrigen mittelalterlichen Gesellschaft war die Hinterbliebenenversorgung der Knappschaften ein richtungsweisender sozialer Fortschritt.

1399 - Freiberger BruderschaftDas Freiberger Stadtbuch erwähnt die Gesellschaft der Haspler. Bei dieser Korporation handelte es sich um eine Bruderschaft für im Bergbau Tätige.
1400 - Freiberger AltarbruderschaftDie vermutlich bereits vor 1400 bestehende Altarbruderschaft der Freiberger Knappen wird urkundlich erstmals am 16. August 1400 genannt. Sie übernahm zunächst hauptsächlich religiöse Aufgaben. So stiftete die Bruderschaft den so genannten Eulogius- oder Häuer-Altar und stattet 1406 den Altaristen mit einem Gehalt für das Lesen von Messen aus.
1409/1410 Büchsengelder

Erstmals lassen sich nach den Goslarer Berg- und Hüttenrechnungen Einnahmen von Büchsengeldern quellenmäßig nachweisen. Dabei handelt es sich sehr wahrscheinlich um Beiträge der Gewerken (= Anteilseigner an den Gruben) zur sozialen Absicherung der Berg- und Hüttenleute.

1426 - VorweserIn der Urkunde werden erstmals die „Vorweser“ [= Vorsteher] der Knappschaft zu Freiberg genannt. Zu den Vorstehern gehörten auch der Bergmeister und der Zehntner (= Steuererheber) als landesherrliche Funktionsträger, die damit eine erhebliche Kontrollfunktion ausübten
um 1440 - StrafandrohungIn Altenberg kam um 1440 der Zinnbergbau auf. Die kurze Zeit später gegründete Knappschaft geriet in finanzielle Schwierigkeiten, da manche Knappen sich weigerten, den fälligen Wochenpfennig zu zahlen. Überdies waren einige Hutleute bzw. Grubenaufseher eher nachlässig beim Einsammeln derselben. Die Knappschaft bat deshalb die Landesherrschaft eine beständige Ordnung zu errichten und Strafandrohungen bei Nichtzahlung zu verhängen, wie es in anderen Revieren üblich war.
1447 - KerzenhellerIm sächsischen Freiberg erhob man von den Bergleuten den so genannten „Kerzenheller“, eine Abgabe, die auf die ursprüngliche Verwendung der Gelder für kirchliche Zecke hindeutet. In einer weiteren Urkunde beklagten sich Münzmeister und Bergschreiber über die Knappschaft. Dies sei eine Einung (= Zusammenschluss) und ein Bündnis der Hauer, die für den Verfall der Bergwerke verantwortlich seien. Schon damals trat die Knappschaft offenbar für die Rechte der Bergleute ein und machten auf etliche Missstände im Bergbaubetrieb aufmerksam.
1447 - ZechmeisterWie viele andere Bruderschaften und geistlichen Einrichtungen kennt die Freiberger Knappschaft im 15. Jh. so genannte Zechmeister, die als Verwalter kirchlicher Vermögen und Stiftungen eingesetzt waren.
um 1450 - Büchsenpfennig

Ein Matthiaspfennig.

Die Bruderschaft der Heiligen Dreifaltigkeit der Altenberger Knappschaft im Erzgebirge beschloss die wöchentliche Zahlung eines Büchsenpfennigs durch die Bergleute. Verwaltet wurden die Einnahmen durch die Zechmeister.

1468 - Drei Kreuzer im QuartalNach dem Bruderschaftsbuch der Rattenberger Knappen im unteren Inntal zahlten die Bergleute im Quartal 3 Kreuzer als Beitrag zur Bruderbüchse.
1471 /1472 - Schneeberger Bergordnungfindet sich in der ersten Schneeberger Bergordnung ein Nachtrag gleicher Zeitstellung, nach dem jeder Häuer am Samstag 1 Pfennig und jeder Haspler oder Bergjunge 1 Heller zur Unterhaltung der Kapelle, zur Beleuchtung derselben und ihrem sonstigen Bedarf in die Bruderschaftsbüchse abzuführen hatte.
1476 - ein halber ScherfJeder Bergmann am Goslarer Rammelsberg legte am Samstag von seinem Wochenlohn zur Ehre Gottes einen Scherf (= ½ Pfennig) in die Büchsenkasse ein.
1479 - Institution KnappschaftIn der neuen Bergordnung für Schneeberg wurde die Knappschaft als Institution genannt.
1499 - Schreckenberger BergordnungIm Bereich des Bergrechts besaßen vor allem die Schreckenberger Bergordnung von St. Annaberg (1499) als erste gedruckte deutsche Bergordnung und die Annaberger Bergordnung von 1509 überregionale Bedeutung. Letztere galt ab 1511 für das gesamte Herzogtum Sachsen. Die Joachimsthaler Bergordnung, inhaltlich von der Annaberger Bergordnung übernommen, erlangte Bedeutung für alle böhmischen Bergreviere.
In ihren Grundzügen galt die Annaberger Bergordnung bis 1851 in Sachsen, bis 1854 in Böhmen, Mähren und Schlesien und bis 1865 in Preußen. Darüber hinaus übernahmen viele Bergreviere in Europa und auf dem amerikanischen Kontinent das Regelwerk.
1502 - Herzog Georg von SachsenHerzog Georg von Sachsen untersagte der Bruderschaft der Schmelzer in Geyer anlässlich der Rechnungslegung der Büchsenkasse Gastmahlzeiten der Bruderschaft abzuhalten.
1514-1554 -KreditanstaltDie Bergknappschaft betätigte sich als Kreditanstalt für ihre Mitglieder und andere Personen. Sie erhielt zur Sicherheit für die Vergabe von Krediten Häuser und Grundstücke als Pfand überschrieben.
1517 - Altenberger BergordnungIn der Altenberger Bergordnung wurde verfügt, dass neben der Verwendung der knappschaftlichen Beiträge für gottesdienstliche Zwecke die Büchsenkasse auch kranke und bergfertige Knappen unterstützen sollte.
1518 - Unterstützung VerunglückterIn Artikel 9 der Ordnung der Dreifaltigkeitsbruderschaft zu Altenberg wurde angeordnet, die Büchsenpfennige nicht nur zu kirchlichen Zwecken zu sammeln, sondern vor allem kranke oder im Berg verunglückte Bergleute, die arm waren, mit einem Kredit von 1 Gulden oder mehr zu unterstützen.
1521 - Marienberger Bergordnung

In Marienberg (Erzgebirge), einer neu gegründeten Bergstadt, verwendete die Knappschaft noch alle Büchsenpfennige für kirchliche Zwecke. Herzog Georg von Sachsen ordnete in seiner ersten Bergordnung für Marienberg vom 12. September 1521 an, dass die Büchsenpfennige durch den Bergmeister, die Berggeschworenen oder die Ältesten eingesammelt werden sollten und dies so lange, bis er weiteres befehlen werde.

1523 - Herzogliche VerfügungsgewaltIn einigen Revieren des Erzgebirges lag die Verfügungsgewalt über die Knappschaftskasse, d. h. die Büchsenpfennige, nicht bei der Knappschaft sondern in den Händen der Bergbehörde, z.B. beim Bergmeister und den Berggeschworenen. Die Marienberger Knappen baten nun, dass ihnen die Büchsengelder zugestellt werden möchten, da sie diese doch auch einzahlen würden. Den Marienberger Knappen ließ Herzog Georg antworten, dass es mit den Büchsenpfennigen z. Z. alles beim Alten bleiben solle und zwar so lange, bis die Marienberger Zechen eine größere Ausbeute erbrächten.
1527 - Religiöses EngagementZur Erhaltung der Jakobi-Kirche in Freiberg stiftete die Freiberger Knappschaft in jenem Jahr 40 Gulden. Hierüber stellte die Priorin und die Gemeinschaft des Ordens im Jungfrauenkloster in Freiberg eine Urkunde aus und bestätigte diese Schenkung für die beiden Kirchenvorsteher. Die Urkunde belegt somit wiederum das religiöse Engagement der Knappschaft.
1533 - Bergordnung für Schwarzburg

Eine Büchse für Büchsenpfennige.

Nach der Bergordnung für Schwarzburg (Erzgebirge) vom 9. Februar 1533 hatte der einzelne Bergmann bei einem Gedinge von seiner Entlohnung, wenn er etwas über den üblichen Wochenlohn hinaus verdiente, von jedem Gulden 6 Pfennige in die Büchse zu legen.

1534 - AlmosenkastenDie Knappschaft in Schneeberg bewilligte, dass die Büchsenpfennige in den gemeinen Kasten fließen sollen. Die Beiträge der Knappen kamen nach der Einführung der Reformation nicht dem Kirchenvermögen zu gute, sondern dem städtischen Almosenkasten, der zur Unterstützung aller städtischen Armen diente. Vergleichen kann man die Situation mit der in Goslar, als im Zuge der Reformation die Bruderschaften aufgelöst wurden und die Knappen keine eigene soziale Absicherung mehr besaßen. Nur kam es in beiden Kommunen zu unterschiedlichen Lösungsansätzen, siehe Folgende:
1538 / 1539- Knappschaftsordnung Goslar

Die Verfassungder neuen nachreformatorischen Korporation.

Die Knappschaftsordnung des Goslarer Rates für die Bergleute des Rammelsberges regelte erstmals ausführlich die Verfassung der neuen nachreformatorischen Korporation, das Beitrags- und Leistungswesen sowie die Aufnahme in das Bergmannshospital an der Clauskapelle.

1548 -StreikbewegungenDie Bergordnung für St. Joachimsthal legte u. a. fest, wie sich Knappschaftsälteste bei Streikbewegungen zu verhalten hatten.
1551- Unterstützung Schulausbildung1551 sandten die Vertreter der Freiberger Bergknappschaft, die Ältesten und Zechmeister, einen Knaben mit einem Empfehlungsschreiben an die Schule nach Meissen, damit sich dieser dort in die Schulmatrikel einschreiben konnte. Die Knappschaften unterstützten mit größeren Beträgen die Schulausbildung der Kinder aus Bergarbeiterfamilien, indem man auch die Unterhaltung von Schulen und Lehrpersonal finanzierte.
1553 - BegräbnisseIn der Ordnung der Freiberger Bergknappschaft vom Jahr 1553 wurde u. a. verfügt, dass bei Begräbnissen die jüngsten Brüder die Leiche zu tragen hatten, während die übrigen Brüder dem Sarg folgen sollten. Die Knappschaften finanzierten wenn möglich die Begräbnisse ihrer verstorbenen Mitglieder, und halfen hierdurch die Notlage der Hinterbliebenen erheblich zu mindern.
1554 / 1568 - Freiberger BerggebräucheDer Freiberger Bergvogt Simon Bogner sammelte Freiberger Berggebräuche. Zu den Büchsenpfennigen schrieb er das Folgende auf: „Büchsenpfennige werden getreulich eingebracht und gesammelt und den Armen ausgespendet, wie es Bergmeister, Geschworene, Zechmeister und Älteste der Knappschaft einträchtig erkennen und beschließen …“.
1556 -Schwazer Bergbuchentsteht in Schwaz / Tirol das Schwazer Bergbuch. In einer Krisenphase des Bergbaus sollte es helfen, das Interesse des Landesfürsten wieder für den Bergbau zu wecken. Für die Geschichte der Knappschaft ist die Abbildung
eines Bruderhauses mit Hospital von großer Bedeutung. Belegt diese Abbildung doch eindeutig und plastisch die Fürsorge der Schwazer Bruderschaft für verletzte und kranke Bergleute zu diesem frühen Zeitpunkt.
vor 1600 - DirektionsprinzipDas Knappschaftswesen erfährt durch die schrittweise Einführung des „Direktionsprinzips“ eine wichtige Veränderung. Die Landesherren griffen reglementierend in das Berg- und Hüttenwesen ein. Die „Ältesten“ und „Knappschaftsschreiber“ wurden von der staatlichen Bergbehörde ausgewählt, bestätigt und vereidigt.
1759 - Gnadenlohnsystem

1759 wurde die nach Kassenlage und Bedürftigkeit geregelte Almosenunterstützung in Clausthal durch ein systematisiertes Gnadenlohnsystem nach der Stellung im Beruf ersetzt.

1766 - Revidierte Cleve-Märkische-BergordnungIn jenem Jahr wurde durch die „Revidierte Cleve-Märkische-Bergordnung“ das Direktionsprinzips auch im Steinkohlenbergbau an der Ruhr eingeführt. Die Bergbehörde ernannte die Knappschaftsrendanten (= Kassenverwalter) und die Knappschaftsältesten.
1784 – ÄltestenfindungDer märkische Bergamtsdirektor und spätere preußische Reformer Freiherr vom und zum Stein setzte das Direktionsprinzip in der Praxis durch. Für die Einführung der zwölf jährlichen Freischichten, die bereits zuvor im schlesischen Steinkohlenbergbau zur Finanzierung der Knappschaftskasse eingeführt worden waren, empfahl er seinen Vorgesetzten kompensatorisch ein Vorschlagsrecht der Bergleute zur Auswahl der Ältesten durch das Bergamt einzurichten. Dieses System der Ältestenfindung blieb bis zum preußischen Knappschaftsgesetz von 1854 bestehen.
1824 - Neue KnappschaftsordnungNach der napoleonischen Ära schaffte die neue Knappschaftsordnung ein einheitliches Recht für das märkische Revier und das Revier Essen-Werden. Die Ordnung regelte allerdings nur die Angelegenheiten der Knappschaftsmitglieder, nicht der Bergtagelöhner, für die es erst ab den 1830er Jahren einen eigenen Fonds zur Unterstützung bei Krankheit gab.
1832 - Knappschaftskrankenhaus

Außenansicht des ersten modernen Knappschaftskrankenhaus.

1832 wurde das erste moderne Knappschaftskrankenhaus der Industriezeit in Waldenburg/Niederschlesien eröffnet. Träger der Einrichtung war das Schlesische Hauptknappschaftsinstitut. In der Folge entstanden in allen bedeutenden Bergbaurevieren Knappschaftskrankenhäuser und Hüttenhospitäler sowie weitere Gesundheitseinrichtungen.

1840 - SprengelarztsystemEinführung des Sprengelarztsystems (Knappschaftsarztsystem) im Ruhrrevier.
1854 - Knappschaftsvereine

1851 begann mit dem Miteigentümergesetz in Preußen die Ära der liberalen Berggesetzgebung, die u. a. das Direktionsprinzip ablöste. Mit dem Gesetz über die „Vereinigung der Berg-, Hütten-, Salinen- und Aufbereitungsarbeiter in Knappschaften“ von 1854 wurden die Knappschaftsangelegenheiten von den Bergbehörden auf selbstverwaltete öffentliche Knappschaftsvereine übertragen. Die Verwaltung der Knappschaftsvereine lag zu gleichen Teilen in den Händen eines von Werksbesitzern und Knappschaftsältesten gewählten Knappschaftsvorstandes. Das Selbstverwaltungsprinzip diente später als Vorbild für die reichsgesetzliche Arbeiterversicherung in Deutschland. Mit dem Preußischen Knappschaftsgesetz wurde erstmals eine Sozialversicherungspflicht in Deutschland gesetzlich festgeschrieben. Zudem schrieb das Gesetz das Versicherungsprinzip (Leistung gegen Beitrag) fest.

1859 - Ärzte-Kollektivvertrag

Der erste knappschaftliche Kollektivvertrag.

1859 schloss der Märkische Knappschaftsverein einen ersten Kollektivvertrag mit den Sprengelärzten seines Vereinsbezirks ab. Der Kollektivvertrag ist ein Vorläufer der heutigen Verträge mit Kassenärztlichen Vereinigungen.

1865 - Knappschaftsrecht1865 wird das Knappschaftsrecht in das Allgemeine Berggesetz für die Preußischen Staaten integriert, wo es bis 1912 verbleibt.
1870 - Pioniere des sozialen Wohnungsbaus

Die gewaltige Steigerung der Steinkohlenproduktion im Ruhrrevier lässt die Bevölkerungsdichte rasch anwachsen. Durch ihr Engagement für den Bau von Zechenkolonien zum Wohl ihrer Mitglieder wurden die Knappschaften zu Pionieren des sozialen Wohnungsbaus in Deutschland.

1883 bis 1891- Einführung SozialversicherungsgesetzeDie Bismarckschen Arbeiterversicherungsgesetze führten in Deutschland eine gesetzliche Krankenversicherung (1883), eine Unfallversicherung (1884) und eine Invaliditäts- und Altersversicherung (1891) ein. Die Knappschaftsvereine behielten unter dem Dach der neuen Sozialversicherungsgesetze ihre Eigenständigkeit.
1886 - Erste Ausgabe Kompaß

Die erste Ausgabe des "Kompaß - Organ der Knappschaft-Berufsgenossenschaft für das deutsche Reich".

Die erste Ausgabe der Zeitschrift „Kompaß - Organ der Knappschaft-Berufsgenossenschaft für das deutsche Reich“ erscheint. Der Kompass ist heute die älteste Zeitschrift der deutschen Sozialversicherung und somit die älteste Publikation dieser Art weltweit.

1889 - Alter Verband1889 wurde der „Verband zur Wahrung und Förderung der bergmännischen Interessen in Rheinland und Westfalen“ („Alter Verband“) als Reaktion der Bergleute auf die zunehmend stärkere Abhängigkeit von den Unternehmen gegründet. 1894 spaltete sich der „Gewerkverein christlicher Bergarbeiter“ ab. Seit dieser Zeit gehören Knappschaftsälteste zunehmend den Bergarbeitergewerkschaften an.
1896 - Erste Heilstätten

Mit der Grundsteinlegung der Knappschafts-Heilstätte Sülzhayn beginnt die Ära der Heilstätten, Sanatorien, Kurkliniken und Reha-Kliniken. Viele historische Bezeichnungen, ein Ziel: die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit des Erwerbstätigen nach einer schweren Krankheit.

vor 1900 - Finanzierung ZechenkolonienKnappschaftsvereine beteiligten sich seit dieser Zeit mit Hypothekendarlehen an der Errichtung von Zechenkolonien zur Verbesserung der hygienischen und gesundheitlichen Verhältnisse.
Zwischen 1907 und 1912 - Knappschaftliche Rückversicherungsanstalt

Gründung der Knappschaftlichen Rückversicherungsanstalt in Charlottenburg, mit der ein Teil der Finanzen der preußischen Knappschaftsvereine zur Sicherstellung der Rentenleistungen zentralisiert wurde.

In der Gründung des Sozialmedizinischen Dienstes der Knappschaften durch die Reichsversicherungsordnung (RVO) liegt der Ursprung der primären Gesundheitsprävention und einer umfassenden sozialmedizinischen Steuerung. Das eigenständige Knappschaftsgesetz von 1912 verstärkte den Charakter der Knappschaftsvereine als reine Versicherungseinrichtung neben den anderen Sozialversicherungssystemen des Deutschen Kaiserreiches.

1910 - Umzug der Hauptverwaltung

Das damalige Hauptgebäude an der Pieperstarße in Bochum.

1910 zog die Hauptverwaltung in das neue Gebäude an der Pieperstraße (benannt nach dem Vorstandsvorsitzenden und langjährigen Vorstandsmitglied des Märkischen Knappschaftsvereins, Bergassessor Pieper) ein. Einen virtuellen Rundgang durch das damalige Knappschaftsgebäude finden Sie in unserer Mediathek unter den Videos.

1911/1912 - Sozialmedizinischer DienstIn der Gründung des Sozialmedizinischen Dienstes der Knappschaften durch die Reichsversicherungsordnung (RVO) liegt der Ursprung der primären Gesundheitsprävention und einer umfassenden sozialmedizinischen Steuerung. Das eigenständige Knappschaftsgesetz von 1912 verstärkte den Charakter der Knappschaftsvereine als reine Versicherungseinrichtung neben den anderen Sozialversicherungssystemen des Deutschen Kaiserreiches.
1911 - EDV durch LochkarteDie Knappschaft setzt Maßstäbe bei der Einführung der elektronischen Datenverarbeitung durch die „Lochkarte“. Der „Allgemeine Knappschaftsverein zu Bochum“ war einer der ersten Kunden der neu gegründeten Deutschen Hollerith Maschinen Gesellschaft in Berlin.
1916 – Reichsknappschaftsgesetz1916 nahm der Reichstag erstmals eine Resolution zur Schaffung eines Reichsknappschaftsgesetzes an. Die Rückversicherungsanstalt wurde zum Rückversicherungsverband ausgebaut.
1923- Reichsknappschaftsverein

Verabschiedung des Reichsknappschaftsgesetzes und Gründung des Reichsknappschaftsvereins mit Wirkung ab 1. Januar 1924, in den alle Knappschaftsvereine (ohne diejenigen des Saarlandes) aufgehen. Zur Durchführung der Versicherung wurden 16 Bezirksknappschaftsvereine gebildet:


Aachener Knappschaft
Niederrheinische Knappschaft
Brühler Knappschaft
Ruhr Knappschaft
Siegerländer Knappschaft
Gießener Knappschaft
Hannoversche Knappschaft
Halberstädter Knappschaft
Mansfelder Knappschaft
Hessisch-Thüringische Knappschaft
Hallesche Knappschaft
Brandenburger Knappschaft
Niederschlesische Knappschaft
Oberschlesische Knappschaft
Sächsische Knappschaft
Süddeutsche Knappschaft

die aus den regionalen Knappschaftsvereinen entstanden.

1926 – ReichsknappschaftDer Versicherungsträger wurde in „Reichsknappschaft“ umbenannt und erhielt eine disparitätische Besetzung der Organe (3/5 Arbeitervertreter, 2/5 Werksvertreter) mit entsprechender Beitragslastenverteilung.
seit 1933 - Knappschaft im Nationalsozialismus

Seit 1933 wurde die knappschaftliche Selbstverwaltung der Weimarer Zeit ein Opfer des nationalsozialistischen „Führerprinzips“. Im Rahmen der „Gleichschaltung“ entfernten die nationalsozialistischen Machthaber mit dem „Gesetz über Ehrenämter in der sozialen Versicherung“ gewerkschaftlich organisierte Knappschaftsälteste aus ihren Ämtern.

1943 - Neuer VersicherungszweigEinführung der knappschaftlichen Rentenversicherung als eigenständiger Rentenversicherungszweig
1945 - Zusammenbruch

Ein Bild von zusammengebrochenen Stahlträgern.

1945 wurde die Reichsknappschaft nach dem allgemeinen Zusammenbruch stillgelegt. Die folgenden Bezirksknappschaften der drei Westzonen wurden von den Besatzungsmächten beauftragt, die Knappschaftsversicherung weiter durchzuführen:

Aachener Knappschaft, Aachen
Niederrheinische Knappschaft, Moers
Brühler Knappschaft, Köln
Ruhr Knappschaft, Bochum
Hannoversche Knappschaft, Hannover
Hessische Knappschaft, Weilburg
Süddeutsche Knappschaft, München

1949 - Knappschaftsversicherungs-AnpassungsgesetzDas Knappschaftsversicherungs-Anpassungsgesetz machte die Bezirksknappschaften zu selbstständigen Versicherungsträgern. Zum Ausgleich der Gemeinlast wurde die „Arbeitsgemeinschaft der Knappschaften der Bundesrepublik Deutschland“ gegründet.
1951 - SelbstverwaltungsgesetzMit dem Selbstverwaltungsgesetz erhielten die Knappschaften eine neue Verfassung. Organe der Knappschaften waren für alle Versichertengruppen die Vertreterversammlung und der Vorstand. Beide Organe setzen sich zu 2/3 aus Vertretern der Bergleute und zu 1/3 aus Vertretern der Bergbauunternehmer zusammen.
1956 - SaarknappschaftMit der Rückgliederung des Saargebietes zur Bundesrepublik Deutschland wird die Saarknappschaft zur achten Bezirksknappschaft.
1957 - RentenreformDas Knappschaftsrentenversicherungs-Neuregelungsgesetz bezog die Knappschaften in die allgemeine Rentenreform ein. Der Bund garantierte ihnen die Übernahme des Unterschiedsbetrages zwischen den Gesamteinnahmen und den Gesamtausgaben der knappschaftlichen Rentenversicherung.
1969 - Bundesknappschaft

1969 stellte der Gesetzgeber die knappschaftliche Einheit durch das „Gesetz zur Errichtung der Bundesknappschaft“ wieder her. Auch bei diesem Neubeginn behielten die Ältesten ihre traditionelle Schlüsselposition als Berater der Versicherten und deren Vertreter in der Selbstverwaltung bei. Die Selbstverwaltungsorgane der Bundesknappschaft setzten sich zu 2/3 aus Vertretern der Versicherten und zu 1/3 aus Vertretern der Arbeitgeber zusammen.

1990/1991 - Wirkungsbereich Osterstreckt sich mit der Wiedervereinigung Deutschlands der Wirkungsbereich der Bundesknappschaft auch auf den Osten Deutschlands. 540.000 Versicherte wurden in kürzester Zeit in das knappschaftliche Verbundsystem integriert. Die Bundesknappschaft war einer der ersten Sozialversicherungsträger, die über ein eigenes Geschäftsstellennetz in den neuen Ländern verfügte.
1995 - Pflegeversicherung1995 erweitert sich mit Einführung der Pflegeversicherung der Aufgabenbereich der Bundesknappschaft.
1999 - Integrierte Versorgung

Das Logo von "prosper - Gesund im Verbund".

Mit dem Modellprojekt und Gesundheitsnetz „prosper“ wird die Knappschaft im Rahmen der sog. Integrierten Patientenversorgung federführend in Deutschland und steht vorbildlich für Innovationen im Gesundheitssystem.

2000 - 60-Monate-Regelungerhielt die Bundesknappschaft durch das „Gesetz zur Stabilisierung des Mitgliederkreises der Bundesknappschaft“ die Möglichkeit, ihre Versichertenbasis zu erweitern (sog. 60-Monate-Regelung).
2002 - Erweiterung Zuständigkeitwurde die Zuständigkeit der Bundesknappschaft für die knappschaftliche Rentenversicherung erweitert. Hiernach ist die Knappschaft für alle Versicherten zuständig, die mindestens einen Monatsbeitrag auf ein knappschaftliches Rentenkonto eingezahlt haben (sog. Ein-Monats-Regelung). Hiervon profitierte auch die Krankenversicherung: sie darf der neuen Regelung entsprechend um neue Mitglieder werben.
2003 - Minijob-Zentrale2003 errichtete die Bundesknappschaft im Auftrag des Bundesgesetzgebers die Minijob-Zentrale. Sie ist für die Abwicklung der Meldungen, Beitragsnachweise und Pauschalabgaben für alle Beteiligten im Rahmen der geringfügigen Beschäftigung zuständig. Seither werden kontinuierlich über 6 Millionen Beitragskonten geführt.
2005 - Organisationsreform

Aufgrund des Gesetzes zur Organisationsreform in der gesetzlichen Rentenversicherung fusionieren zum 1. Oktober 2005 die bisher selbständigen Rentenversicherungsträger Bundesknappschaft, Bahnversicherungsanstalt und Seekasse zur Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See. Der neue Träger ist auch für die Durchführung der Allgemeinen Rentenversicherung zuständig. Damit entsteht neben der Bundesagentur für Arbeit und der Deutschen Rentenversicherung Bund einer der drei größten Sozialversicherungsträger in Deutschland.

2007 - Knappschaft als Krankenkasse frei wählbarDie Knappschaft wird zum 1. April 2007 auf Beschluss des Bundesgesetzgebers als Krankenkasse für alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten frei wählbar. Erstmals in ihrer Geschichte ist sie damit keine berufsständige Krankenversicherung ausschließlich für Bergleute und ihre Familien mehr, sondern jeder kann nun Mitglied werden.
2008 - ZusammenschlussDie Knappschaft schloss sich mit Wirkung zum 1. Januar 2008 mit der See-Krankenkasse und See-Pflegekasse zu einer Kranken- und Pflegeversicherung, der Knappschaft, zusammen.
2009 - Neue AufgabenZum 1. Januar 2009 übernimmt die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See die Aufgaben und Versicherten der Seemannskasse.

Häu­fig ge­stell­te Fra­gen

Wie alt ist die Knapp­schaft?

Die Knappschaft feierte im Jahr 2010 ihr 750-jähriges Jubiläum. Sie geht zurück auf die Gründung einer Bruderschaft von Bergleuten, die durch eine Urkunde des Hildesheimer Bischofs Johann I. von Brakel vom 28. Dezember 1260 belegt ist. Diese Bruderschaft ist der Ursprung der Knappschaft.

Wer hat die Knapp­schaft ge­grün­det? Und wa­rum?

Die erste urkundlich belegte Knappschaft wurde von Bergleuten am Rammelsberg in Goslar gegründet. Sie ist entstanden aus den besonderen Gefahren im Bergbau und der daraus erwachsenen Notwendigkeit einer sozialen Absicherung der Bergleute und ihrer Hinterbliebenen.

Seit wann gibt es den Na­men Knapp­schaft?

Die ersten Knappschaften hießen noch Bruderschaften. Neben der Aufgabe der sozialen Absicherung ihrer Mitglieder waren sie in erster Linie religiös motiviert, wie es der Zeit des Spätmittelalters entsprach. Der Name „Knappschaft“ entstand erst später. Im Jahr 1426 wird erstmals die Belegschaft des sächsischen Bergbaureviers zu Freiberg als „dy knabschafft“ bezeichnet. 1479 wird die Knappschaft in der Bergordnung für Schneeberg genannt. 1496 gründeten Bergleute im Erzgebirge die Stadt Annaberg und zwei Jahre später eine „Knappschaft“. Die Annaberger Knappschaft errichtete 1521 in der St. Annenkirche im heutigen Annaberg-Buchholz einen Altar, auf dessen Rückseite bergmännisches Leben dargestellt ist und in dessen Mitte sich der Schriftzug „Knappi“ befindet.

Wo­her kommt der Na­me Knapp­schaft?

Im Mittelalter hatte das Wort Knappe verschiedene Bedeutungen. Neben dem Schildknappen, der bei einem Ritter das Waffenhandwerk lernte und danach zum Edelknecht avancierte, wurde es häufig verwendet für jemanden, der seine Lehre erfolgreich abgeschlossen hatte – heute würde man Geselle sagen. So gab es neben Tuchknappen oder Lederknappen eben auch Bergknappen, die ihre Lehre als Bergmann abgeschlossen hatten. Alleine beim Berufsstand der Bergknappen hat sich der Begriff aber geschichtlich durchgesetzt und zur Bezeichnung Knappschaft geführt.

Eine überlieferte Legende gibt einen anderen Hinweis auf den Ursprung des Namens Knappschaft. Es ist die Daniellegende aus dem Erzgebirge. Die Legende besagt: Ein Engel führte den würdigen und vornehmen Bergherrn – der Prophet Daniel wird in der Legende als solcher dargestellt – zu einem Baum, in dessen Zweigen er ein Nest von silbernen Eiern finden soll. Er besteigt auf einer Leiter den Baum, findet aber nichts. Da erscheint der Engel wieder und belehrt ihn, dass auch die Wurzeln Zweige sind. Nun lässt er durch einen jungen Bergmann, der als „Knappius“ bezeichnet wird bzw. dessen Name „Knappius“ war, neben dem Stamm schürfen. Ein reicher Silbergang wird sofort bloßgelegt. Dies bezeichnet die Daniellegende und die Namensgebung.

Die Knapp­schaft be­schreibt sich sel­ber als so­zia­ler Pfad­fin­der in der So­zi­al­ge­schich­te un­se­res Lan­des. Wel­che Bei­spie­le gibt es hier­für?

In der Geschichte der Knappschaft liegt die Geburtsstunde der Renten- und Krankenversicherung, der Hinterbliebenenversorgung, der ersten Rentenformel, der Sozialversicherungspflicht, der gemeinsamen Beitragszahlung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern sowie der Begründung der sozialen Selbstverwaltung. Das alles sind Meilensteine auf dem Weg der Entwicklung unseres heutigen modernen Sozialstaates.

Wa­rum heißt der Trä­ger heu­te Knapp­schaft-​Bahn-​See?

Die Fusion zur Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See hat ihre gesetzliche Grundlage in dem Gesetz zur Organisationsreform in der gesetzlichen Rentenversicherung vom 9. Dezember 2004. Nach den Vorschriften des Gesetzes zur Errichtung der Deutschen Rentenversicherung Bund und der Deutschen Rentenversicherung Knappschafts-Bahn-See wurde die bisherige Bundesknappschaft seit dem 1. Oktober 2005 unter dem Namen „Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See (KBS)“ fortgeführt. Zum gleichen Zeitpunkt sind die Bahnversicherungsanstalt und die Seekasse in die KBS eingegliedert worden. Das Vermögen sowie die Rechte der Bahnversicherungsanstalt und der Seekasse gingen als Ganzes auf die KBS über.

Die Knapp­schaft wur­de 750 Jah­re alt. Wie fei­er­te die Knapp­schaft die­ses Ju­bi­lä­um?

Die Knappschaft feierte dieses Jubiläum mit einer Reihe von Aktivitäten: mit einer Sonderausausstellung im Deutschen Bergbau-Museum in Bochum, mit Festveranstaltungen und Symposien, mit einem Festgottesdienst am Geburtsort in Goslar, mit einer Sonderbriefmarke und einer Vielzahl von Publikationen und Dokumentationen zur Geschichte der Knappschaft und der Sozialversicherung.

  • Sonderausstellung des Deutschen Bergbau-Museums Bochum
    „Auf breiten Schultern – 750 Jahre Knappschaft“.
  • Eröffnung am 1. Juli 2010 durch Bundespräsident Horst Köhler;
    Ausstellungszeitraum: 2. Juli 2010 bis 20. März 2011
  • Fortsetzung der Ausstellung im Bergbau-Museum Rammelsberg, Goslar
    (in etwas kleinerem Umfang)
    Ausstellungszeitraum: 28. April 2011 bis Oktober 2011
  • Sonderbriefmarke „750 Jahre Knappschaft“.
  • Ersttagsausgabe der Briefmarke: 11. November 2010.
    Sonderpostämter:02./ 03. Juli 2010, Deutsches Bergbau-Museum Bochum
    (Briefmarke Zollverein mit Sonderstempel Ausstellungseröffnung)
    11. November 2010, Bominhaus Bochum
    10. Dezember 2010, Deutsches Bergbau-Museum Bochum
    28. Dezember 2010, Goslar
  • Ökumenischer Festgottesdienst am 28. Dezember 2010 in Goslar
    (in Vorbereitung)
  • Enthüllung eines Gedenksteins zur Gründung der Knappschaft in der Altstadt von Goslar am 28. Dezember 2010.
  • Kolloquium „750 Jahre Knappschaft“ am 20. Januar 2011 in der Kaiserpfalz in Goslar

Wa­rum ist die Haupt­ver­wal­tung der Knapp­schaft in Bo­chum?

Die Geschichte der Knappschaft ist geprägt durch viele selbständig handelnde Knappschaftsvereine. Über mehr als 600 Jahre waren die Knappschaften dezentral organisiert. Nur zwischen 1923 und 1945 und seit 1969 mit der Gründung der Bundesknappschaft gibt eine zentralisierte Knappschaft.

Die Anfänge der Knappschaft im Ruhrgebiet gehen zurück auf die Revidierte Kleve-Märkische Bergordnung von 1767. Im Jahre 1770 entstand der Märkische Knappschaftsverein für alle preußischen Bereiche des späteren Ruhrgebiets. Der Märkische Knappschaftsverein hatte seinen Sitz in Bochum. Als mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 die säkularisierten Stifte Essen und Werden sowie die Herrschaft Broich (Mülheim) an Preußen fielen, wurde die märkische Knappschaftsordnung auch hier angewandt. 1807 bildete sich der Essen-Werdensche Knappschaftsverein und 1842 der Mülheimer Knappschaftsverein. Im Jahr 1890 fusionierte der Märkische, Essen-Werdensche und Mülheimer Knappschaftsverein zum Allgemeinen Knappschaftsverein zu Bochum mit Sitz in Bochum. Mit der Fusion avancierten die drei Knappschaftsvereine sofort zum größten Knappschaftsverein in Deutschland. Nach der Zentralisierung der Knappschaften mit dem Reichsknappschaftsgesetz 1923 in Berlin und der Dezentralisierung der Knappschaften nach dem Zweiten Weltkrieg wurde mit der Errichtung der Bundesknappschaft 1969 der Sitz der Knappschaft wieder am Sitz des größten deutschen Knappschaftsvereins in Bochum festgelegt.